Unsere Zukunft – Unsere Hoffnung
Liebe Pfarrbevölkerung!
"Hoffentlich können wir uns bald wieder treffen!" "Hoffentlich dürfen wir bald wieder in größerer Gemeinschaft miteinander feiern!" Solche und ähnliche Sätze höre ich in der letzten Zeit häufig und verwende sie auch selbst bei verschiedenen Gelegenheiten, Telefonaten, Videokonferenzgesprächen, bei Sitzungen unserer pfarrlichen Gremien sowie bei persönlichen Gesprächen.
Gleichzeitig erlebe ich auch, dass manche Menschen aufgrund der Einschränkungen zu resignieren drohen, ungehalten werden, dass Einsamkeit und Nöte – seelische wie auch materielle – größer werden. Als Christen – einzeln und in Gemeinschaft – dürfen wir unsere Augen nicht davor verschließen. Ich bin sehr dankbar, dass gerade jetzt viele Menschen in den Pfarren unseres Seelsorgeraumes kreativ werden im Dasein für andere, im Suchen nach Lösungen für akute Herausforderungen. Hier zeigt sich die Kraft des Glaubens, der in jeder Situation Wege findet, um Gutes zu tun und einen positiven Geist zu verbreiten.
Vielleicht zeigt sich gerade in Zeiten wie diesen das Besondere des Glaubens. Als Gläubige haben wir eine große Hoffnung in jeder Situation: die Hoffnung, die genährt ist vom Glauben, dass Gott auf jeden Fall und immer bei uns ist mit seiner Liebe. Seine Nähe zu uns kann durch keine Maske, keine Beschränkung, keine Distanzregel gestört oder unterbunden werden. Die Zusage des auferstandenen Christus, dass er mit uns sein wird "alle Tage bis zum Ende der Welt" (Mt 28,20) und er uns Leben in Fülle, Leben in Ewigkeit schenkt, lässt jede Schwierigkeit anders leben, als wenn es diese große Hoffnung nicht gäbe.
Christliche Hoffnung ist noch mehr und qualitativ anders als Zukunft. Auf eine bessere Zukunft warten viele Menschen, auf eine Zeit in der Zukunft, die eben jetzt noch nicht da ist und wo dann manches wieder besser sein wird. Aber diese Zeit liegt eben erst vor uns und die Zeit bis dahin wird bisweilen nur negativ erlebt. Die erwünschte Zukunft wird vielleicht einmal Gegenwart sein und dann gewiss bald auch wieder Vergangenheit, weil die Zeit nicht stehen bleibt. Dann braucht es schon wieder das Ausstrecken nach einer neuen Zukunft. Die Hoffnung hingegen gilt schon in diesem Augenblick, in jedem Heute und an jedem Morgen, wie auch immer es sein möge. Denn Gott ist im je gegenwärtigen Augenblick da, nicht erst in einer zu erwartenden Zukunft. Er ist der Ewig-Jetzige.
Gott hat außerdem seine Liebe zu uns nicht etwa unter äußerlich optimalen Bedingungen gezeigt, sondern im Gegenteil: Er hat sie uns gezeigt in Jesus, der am Kreuz alle Dunkelheiten, Einsamkeiten, Schmerzen, ja den Tod und die Sünde auf sich genommen und all das durch seine Auferstehung erlöst hat. Es gibt seit dem Tod und der Auferstehung Jesu keine noch so schmerzliche menschliche Erfahrung, die nicht schon durch Jesus in die Erlösung hineingenommen wurde. Das mindert nicht meinen konkret erlebten Schmerz, aber ich kann ihn als von Jesus erlösten anders annehmen und so damit leben, dass ich nicht daran verbittere, sondern im besten Fall sogar innerlich daran reife, darin das Licht der Auferstehung erlebe und für andere ausstrahle.
Wenn wir an die Auferstehung Jesu glauben und an die eigene Auferstehung, dann können wir in jeder Situation Menschen voller Hoffnung sein, wie auch immer sich die konkrete Zukunft gestalten möge. Menschen, die an die Auferstehung glauben, sehen schon jetzt im Dunkel hindurch zum Licht, im Schmerz hindurch zum Heil und im Tod sehen sie hindurch zum Leben. Menschen, die an die Auferstehung glauben, sehen mehr als das Offensichtliche, sie sehen weiter, sie sehen das Wesentliche, sie sehen das Werdende und das Bleibende.
Bald feiern wir Ostern, das Fest der Auferstehung, das Fest der Hoffnung schlechthin. Denn der auferstandene Christus ist unsere Hoffnung. Ich wünsche Ihnen allen diese österliche Hoffnung und freue mich sehr auf die gemeinsame Feier dieser Hoffnung!
Ihr Pfarrer Stefan Ulz