Gründonnerstag
In früherer Zeit wurden am Gründonnerstag die „öffentlichen Sünder“, welche am Aschermittwoch aus der Gemeinde ausgeschlossen worden waren, wieder aus der ihnen auferlegten Bußzeit entlassen. Es wurde mit ihnen Versöhnung gefeiert. Aus diesem Zusammenhang stammt auch der Name des Tages, der eigentlich „Greindonnerstag“ genannt wurde. Die Menschen, welchen Buße aufgebürdet wurde, waren die Weinenden = Greinenden. Aus dem Wort „Greindonnerstag“ wurde dann „Gründonnerstag“.
Wir allen kennen den Brauch, dass an diesem Tag Grünes gegessen wird, z.B. Spinat oder anderes grünes Gemüse.
In der Liturgie wird an diesem Tag besonders an das Abschiedsmahl Jesus gedacht. In Erinnerung daran feiern wir Eucharistie. Zugleich beginnen mit dieser Feier auch die drei heiligen Tage und damit auch der Höhepunkt des Kirchenjahres. Der Bogen spannt sich also vom letzten Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern bis hin zum Tod am Kreuz und dem Tag der Grabesruhe.
Die Fußwaschung ist am Gründonnerstag ein zentrales Element und erinnert uns an den Liebesdienst, den Jesus an uns getan hat und welchen auch wir an unsere Mitmenschen weitergeben sollen.
Noch einmal werden zum Gloria die Glocken geläutet bevor sie bis zur Osternacht schweigen und nach alter Tradition „nach Rom fliegen“. Stattdessen können wir am Karfreitag und am Karsamstag Holzratschen oder Klappern der Kinder hören.
Heuer ist alles ganz anders. Die kirchlichen Feiern können aufgrund der notwenigen Einschränkungen zur Corona Krise nicht stattfinden. Aber in jedem Haushalt gibt es einen Tisch. Auch bei uns zu Hause spielt der Esstisch eine große Rolle. Gerade jetzt in der Zeit der Corona Krise treffen wir uns hier täglich zu den gemeinsamen Mahlzeiten, davor und danach wird am Tisch gelernt und gearbeitet und besonders lieben wir das gemeinsame Basteln, wofür der Tisch aufgrund seiner Größe viele Möglichkeiten bietet. Wären wir nicht in dieser besonderen Zeit, würden sich Familie und Freunde zum Geburtstagsfest oder zur Osterjause am gemeinsamen Tisch versammeln und all die anderen Dinge würden nicht in dieser Konstellation stattfinden (können). Trotzdem oder gerade deshalb bietet der Tisch auch heuer die Gelegenheit, Gewohntes und Ungeahntes (neu) zu bedenken.
Jesus ist an einem Tisch mit seinen Freunden gesessen und hat das Abschiedsmahl mit vielen Gesten, Zeichen und Handlungen gefeiert. Auch wir können ganz bewusst am schön gedeckten Tisch Platz nehmen und miteinander Brot brechen und Wein (Traubensaft) teilen. Dabei darf das Evangelium des heutigen Tages einen zentralen Platz einnehmen. Aber auch wenn man alleine an seinem Tisch Platz nimmt, gibt es die eine oder andere Möglichkeit für eine besondere Aktivität. So habe ich bereits von einigen Initiativen gehört, bei denen Menschen zur selben Zeit ein gleiches Zeremoniell ausüben, z.B. ein bestimmtes Gebet zur selben Zeit zu sprechen.
Das Ritual der Fußwaschung habe ich immer wieder auch mit Kindern in der Vorbereitung auf die Erstkommunion zelebriert. Jedes Mal durften die Kinder beides ausprobieren: Die Geste am anderen ausführen und die Geste an sich selbst erfahren. Beides stimmte die Kinder immer wieder nachdenklich. Gerade jetzt ist dieses Zeichen Jesu an seinen Jüngern in ein besonderes Licht gerückt: Nicht nur, dass wir umso mehr gemerkt haben, dass wir einander und vielleicht auch notwendig die Hilfe oder Rücksicht eines anderen brauchen, sondern auch, dass neben mir jemand ist, der meine Hilfe oder Unterstützung benötigt. Wahrscheinlich hätten wir viele Initiativen, bei denen Menschen ihr eigenes Sein jetzt hintanstellen, vor Wochen nicht für möglich gehalten.
Bei diesem gemeinsamen Mahl und diesen Haltungen - in welcher Form auch immer - wird Gemeinschaft spürbar; Gemeinschaft, die Halt und Geborgenheit gibt, welche besonders in der jetzigen Situation für jeden von uns von großer Wichtigkeit ist. Denn Jesus sagt: „Wo zwei oder drei in meinem Namen beisammen sind, da bin ich mitten unter ihnen.“