Karwoche und Ostern im Seelsorgeraum
Ich erkläre dir Ostern...
Brief an einer Freundin.
Du fragst mich, was es mit Ostern auf sich hat, und lässt Dich mit einer „Geheimnis des Glaubens“-gedrucksten Antwort nicht abspeisen. Für Dich ist Ostern ein Fest im Frühling und mit viel Glück bei schönstem Wetter. Den „Jesus lebt“-Gesängen kannst Du nichts abgewinnen. Nicht aus bösem Willen, es erschließt sich Dir einfach nicht. Deshalb fragst Du mich ja aus ehrlicher Absicht, in der Meinung, ich würde mich darin ja schließlich auskennen. Ebenso ehrlich muss ich Dir sagen, dass mir vermutlich die richtigen Worte fehlen, um gut verständlich auszudrücken, was es mit Ostern auf sich hat. Zuerst: Ja, ich glaube daran. Ich glaube daran, dass Jesus Gottes Sohn war und dennoch ein Mensch wie Du und ich. Ich glaube daran, dass er nach einem fürchterlichen Tod am dritten Tag danach von Gott auferweckt wurde. Ich glaube daran, dass das Grab leer war, nicht weil ihn jemand fortgetragen hätte, sondern weil er auferstand und damit den Tod in seine Grenzen wies. Keine Engel da, die zum Zeitpunkt des Geschehens laut Halleluja sangen und die freudige Nachricht heraus posaunten. Niemand da, der angesichts solch eines Wunders auf die Knie fiel, um anzubeten. So gesehen passen die ersten Worte eines bekannten Weihnachtsliedes eher zur Osternacht: Stille Nacht, heilige Nacht. Aber: Ungesehen heißt nicht ungeschehen. Zu Recht sagst Du, es ist also alles doch nur wieder eine Sache des Glaubens. Ich würde mal so sagen: Es ist nicht nur eine Sache des Glaubens, sondern auch eine Erfahrungssache. Interessanterweise sagt mir meine Erfahrung zuerst, was Ostern nicht ist.
Ostern ist nicht das Fest
der „Augen zu und durch“ – Macher
der „wird schon wieder“ - Sager
der „alles halb so schlimm“ - Beschwichtiger
der alles auf die eigene Kraft Setzenden
der „es hat ja doch keinen Zweck“ - Resignierten
der „es ist alles zu Ende“ – Bilanzierer
Aber meine Erfahrung sagt mir auch:
Ostern ist das Fest
der auch im Dunkeln dem Leben Trauenden
der die Durststrecken Aushaltenden
der die Grenzüberschreitung Wagenden
der den Schritt ins Ungewisse setzenden Mutigen
der immer wieder aufs Neue an den Sieg der Liebe Glaubenden
der scheinbar Naiven und doch heller Sehenden
Es sind die Konsequenzen, die mir zeigen, dass an Ostern 'was dran ist. Einen Menschen, der das lebt oder es zumindest immer wieder versucht, nennt man dann wohl einen österlichen Menschen. Einer, der sozusagen ganz konkret mit seinem Leben singt: „Halleluja, Jesus lebt!“
Andrea Wilke, In: Pfarrbriefservice.de