"Denken und das eigene Herz geweitet"
Mehr als 200 Pfarrer aus 90 Ländern haben ein mehrtägiges Beratungstreffen über die Kirche der Zukunft abgeschlossen. Die Zusammenkunft sei bereichernd gewesen und habe die eigene Sicht relativiert, bilanzierte der österreichische Pfarrer Stefan Ulz aus der Diözese Graz-Seckau am Donnerstag. Wichtigstes Ergebnis seiner eigenen Arbeitsgruppe (AG) sei der Beschluss gewesen, mehr für die aktive Teilhabe von noch mehr Menschen am Kirchenleben zu tun, sagte Ulz, der den Seelsorgeraum Graz-Südost mit sieben Gemeinden leitet und auch als Konsultor für das vatikanische Klerus-Dikasterium tätig ist.
Was ist denkbar?
Laut Ulz sei es in seiner AG etwa um die Beteiligung atheistischer Menschen in kirchlichen Gremien gegangen. Ein Pfarrer aus Portugal habe von einem nicht-gläubigen Mitglied im Wirtschaftsrat seiner Gemeinde erzählt - einen Geistlichen aus Syrien habe das schockiert. "Der hat gesagt: Das ist doch undenkbar! Ein Ungläubiger kann doch nicht in der Kirche mitwirken." Im Austausch habe dieser gemerkt: Aber warum denn eigentlich nicht? Im Sinne des Papstes solle doch Kirche für alle da sein und allen die Möglichkeit geben, sich einzubringen.
Die teilnehmenden Pfarrer sind Ulz zufolge in rund 20 Arbeitsgruppen aufgeteilt worden. Dabei sei darauf geachtet worden, möglichst viele Nationalitäten verschiedener Kontinente zu mischen: Seine AG habe aus zwölf Pfarrern bestanden, die aus elf Ländern auf vier Kontinenten stammten.
Meinungsverschiedenheiten
In insgesamt fünf Sitzungen hätten diese Antworten auf die Frage gesammelt, was Synodalität für die Kirche allgemein sowie auf Pfarr- und Diözesanebene bedeute. Weitere Themen seien die Beteiligung von Gläubigen außerhalb von Gremien sowie die Bedeutung einer missionarischen Kirche gewesen. Die Arbeitsgruppen hätten ihre untereinander abgestimmten Ergebnisse schriftlich festgehalten und der gesamten Gruppe präsentiert. Feedback und Einordnung habe ein anwesendes Expertengremium gegeben. Ein abschließendes, gemeinsames Dokument sei jedoch nicht formuliert worden.
Meinungsverschiedenheiten habe es zum Beispiel beim Thema Homosexualität gegeben. Ein afrikanischer Priester etwa habe sich dankbar geäußert, dass seine Regierung Gesetze mache, die Homosexualität verbieten. Für Ulz selbst sei dies undenkbar. Auch der Papst habe bei seinem Treffen mit den Pfarrern betont, dass auch Homosexuelle in der Kirche willkommen seien, erinnerte der österreichische Priester.
Die Unterschiedlichkeit in den Erfahrungen und Sichtweisen der Beteiligten habe nicht nur sein eigenes "Denken und das eigene Herz" geweitet, sondern "auch manches, von dem wir zuhause meinen, so muss es unbedingt sein, damit's katholisch ist", so Ulz. Etwa, wie die Seelsorge zu funktionieren habe oder die Vorbereitungen auf die Sakramente.
Quelle: Kathpress