Neuer Gottesdienstplan im Seelsorgeraum Graz-Südost
Die Kirche ist gemäß unserem christlichen Glaubensverständnis der "Mystische Leib Christi" (so eine der Selbstdefinitionen der Kirche durch das Zweite Vatikanische Konzil). Das heißt, sie ist die Präsenz Jesu Christi durch die Zeit hindurch und somit für uns im Hier und im Jetzt. Diese Gegenwart Christi drückt sich in der Kirche konkret aus in den vier Grundvollzügen, die zusammen seine reale Gegenwart verwirklichen und erfahrbar machen. Diese Grundvollzüge sind die Liturgie, die Diakonie, die Mission und die Gemeinschaft. Nur in einem guten und sich wechselseitig ergänzenden Miteinander aller vier Dimensionen können wir Kirche in ihrer ganzen Leuchtkraft erstrahlen lassen.
In der Pfarre St. Peter und im neu geschaffenen Seelsorgeraum Graz-Südost muss es uns ein Anliegen sein, alle Grundvollzüge einzeln und in ihrem Miteinander in den Blick zu nehmen und zu vertiefen. Den Grundvollzug der Liturgie haben wir bereits in einem über ein Jahr dauernden synodalen Prozess mit allen haupt- und ehrenamtlichen Gremien in den Pfarren und im Seelsorgeraum sowie in vielen Gruppen und Gesprächen besprochen und dabei als einen ersten Schritt einen neuen Gottesdienstplan erstellt, der seit Schulbeginn gilt. Dieser ist an allen Kirchen im Seelsorgeraum gut sichtbar aufgehängt, auf der Internetseite www.graz-suedost.at abrufbar und kann auf Wunsch auch gerne ausgehändigt werden.
Wichtig war uns dabei, dass wir mit den vorhandenen (und weniger werdenden) personellen Ressourcen und im Blick auf den gesamten Seelsorgeraum Gottesdienste für möglichst viele Menschen anbieten können. Trotz geringerer Anzahl von Priestern feiern wir in einer regulären Woche 24 Heilige Messen in unseren Kirchen. Das ist im Vergleich zu vielen anderen Regionen – nicht nur weltweit, sondern auch in unserer Diözese – ein Reichtum, für den wir dankbar sein dürfen, selbst wenn der eine oder andere Gottesdienst aufgrund der Rahmenbedingungen nicht mehr möglich ist.
Zusätzlich haben sich im vergangenen Arbeitsjahr dankenswerterweise einige Personen aus unseren Pfarren zu Leiterinnen bzw. Leitern von Wortgottesfeiern ausbilden lassen, sodass in regelmäßigen Wortgottesfeiern die Begegnung mit Christus in seinem Wort und in der versammelten Gemeinschaft gelebt und vertieft werden kann. Fix eingeführt haben wir nun – nach einer Probezeit seit Mitte Mai, die von vielen als positiv erlebt wurde – die Feier der sogenannten Vesper am Samstagabend. Die Kirche beginnt weltweit die Sonntage sowie die Hochfeste jeweils am Vorabend mit der Vesper, dem feierlichen Abendlob der Kirche. Wir schwingen uns mit dieser Gebetsform ein in das weltweite Stundengebet der Kirche und dürfen uns eins wissen mit allen Beterinnen und Betern der Weltkirche. Sicherlich ist für viele diese Gottesdienstform noch unbekannt; umso mehr laden wir dazu ein, sich darauf einzulassen und teilzunehmen. Gerade für Menschen, für die die Eucharistiefeier als Höchstform der Liturgie zu "steil" ist und die keinen inneren Zugang dazu haben (das sind im Übrigen prozentuell die meisten Christen in unseren Pfarren) bzw. für die die Schwelle zur Messfeier einfach zu hoch ist, kann diese Gottesdienstform wie auch andere neue Formen, die in Zukunft hoffentlich noch wachsen werden, eine gute Möglichkeit sein, ihren Glauben gemeinsam zu feiern und so ihre Gottesbeziehung zu vertiefen.
Ich wünsche mir, dass wir unseren Blick und unser Herz weit machen, um die vielfältigen Möglichkeiten im gesamten Seelsorgeraum als "unsere" Gottesdienste sehen und wahrnehmen zu können und dass wir – wie das Zukunftsbild der Diözese sagt – auch Raum für Neues schaffen, um möglichst viele Menschen mit Gott in Berührung zu bringen, die bisher kaum oder gar nicht zu unseren gottesdienstlichen Feiern gekommen sind, die aber ihre Gottesbeziehung in den Kirchen leben und feiern möchten. Ich würde mich über weitere kreative Ideen freuen! Und ich freue mich auf viele gemeinsame Gottesdienstfeiern in unseren Kirchen!
Pfarrer Stefan Ulz