Palmsonntag
In der Karwoche findet sich der Kern des christlichen Glaubens in höchster verdichteter Form: Das Gedenken des Todes und der Auferstehung Jesu Christi. Der Palmsonntag als erster Tag dieser "Heiligen Woche" erinnert an den Einzug Jesu in Jerusalem und den Beginn seiner Leidensgeschichte.
Der Hilfe- und Bittruf „Hosanna“ - Hilf doch! Bring doch Rettung! – am Palmsonntag hat in diesem Jahr eine besondere Bedeutung für uns. Noch immer stehen wir in einer außergewöhnlichen Situation durch die vielen Veränderung und Einschränkungen in der Pandemie.
„Hosanna“ – Hilf doch! Bring doch Rettung! Dieser Ruf ist auch untrennbar mit der darauffolgenden Passionswoche verbunden und erinnert an den Einzug Jesu in Jerusalem. Das letzte Wegstück legt Jesus nicht mehr zu Fuß zurück, sondern er reitet auf einem Esel. Damit setzt er ein prophetisches Zeichen – als Friedenskönig. Nicht hoch zu Ross ist Jesus unterwegs. Er beherrscht Menschen nicht, sondern richtet sie auf. Mit dem Hilfe- und Bittruf verbinden wir uns auch heute mit allen, die auf Hoffnung, Rettung und letztlich das Mitgehen Jesu durch alle Höhen und Tiefen warten.
Immergrüne Zweige als Zeichen der Auferstehung
Palmbüschel begleiten am Palmsonntag die Prozession
In vielen Kirchengemeinden ist es Tradition, für den Palmsonntag Stangen mit grünen Zweigen zu binden. Die mit viel Grün, zuweilen auch mit bunten Bändern und Eiern geschmückten Gebinde werden auch Palmbusch, Palmbesen, Palmstange oder Palmstock genannt. Sie erinnern daran, dass die Einwohner von Jerusalem zum Einzug Jesu in die Stadt Zweige von Bäumen auf den Weg legten (s. Markusevangelium, Kap. 11,1-11). Im Johannesevangelium ist ausdrücklich davon die Rede, dass die Menge Palmzweige ausbreitete (Joh 12,12-19).
Palmen symbolisieren Königswürde
Palmen wurden stets mit Königen in Verbindung gebracht, denn sie galten als heilige Bäume und als Symbol für die Königswürde. Sehr früh ist daher auch in den christlichen Gemeinden der Brauch entstanden, den Einzug Jesu in Jerusalem mit Palmen zu vergegenwärtigen. Oft wurde eine Christusfigur auf einem Esel in die Kirche gezogen, die Gemeinde breitete dazu Palmzweige aus oder säumte den Weg mit den geschmückten Palmbüscheln.
Echte Palmen- oder Olivenbaumzweige werden in unseren Breitengraden selten für die Prozession verwendet, die bis heute ein fester Bestandteil der Liturgie am Palmsonntag ist. Meist werden andere grüne oder auch blühende Zweige von Buchsbäumen, Fichten, Wacholdern, Thuja oder Eiben zusammengebunden. Die immergrünen Zweige werden als Zeichen für die Auferstehung und das Leben nach dem Tod verstanden. In vielen Palmbuschen bilden die Zweige ein Kreuz in der Mitte oder es wird ein Kreuz auf den Palmbusch aufgesteckt. In manchen Gegenden werden die Stecken zudem mit Fastenbrezeln oder Äpfeln dekoriert.
Palmbüschel als Abwehr von Gefahr
Im Volksglauben haben die Palmbuschen an manchen Orten noch weitere Bedeutungen. So werden beispielsweise in einigen Orten die Palmbüschel nach der Weihe und der Prozession dreimal um das eigene Haus getragen. Sie sollen nach altem Volksglauben Blitz, Feuer, Krankheit und Unglück abwehren. Mancherorts werden Zweige an das Vieh verfüttert, um auch für die Tiere den Segen zu erbitten. Oft werden die Zweige im eigenen Haus hinter ein Kreuz gesteckt, wo sie bis zum nächsten Jahr verbleiben. Die Zweige des Vorjahres werden vor dem Aschermittwoch des folgenden Jahres verbrannt. Mit der Asche wird den Gläubigen am Aschermittwoch dann das Kreuz auf die Stirn gezeichnet.
Marc Witzenbacher
aus: Magnificat. Das Stundenbuch, Die Heilige Woche 2020